Dok. 16-023

Vertreter der Zentralbauleitung Auschwitz beraten am 19. August 1942 mit Ingenieur Kurt Prüfer über die Erweiterung der Krematorien in Birkenau


Betrifft: Anwesenheit von Oberingenieur Prüfer der Firma

Betrifft: Anwesenheit von Oberingenieur Prüfer der Firma

Orte
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Personen

Kurt Prüfer (1891–1952), Ingenieur; von 1911 an bei der Firma Topf & Söhne in Erfurt als technischer Zeichner, später als Ingenieur in der Abt. für Feuerungsanlagen tätig, beteiligt an Planung, Installation, Prüfung und Wartung der Krematorien in Auschwitz; 1948 in Moskau durch ein sowjet. Militärtribunal zu 25 Jahren Haft verurteilt, starb in Haft.

 

Fritz Ertl (1908–1982), Architekt; 1938 NSDAP- und SS-Eintritt; von Mai 1940 an Neubauleitung KZ Auschwitz, von Jan. 1942 an stellv. Leiter der Zentralbauleitung Auschwitz, meldete sich 1943 freiwillig zum Fronteinsatz; 1944 Tätigkeit bei der Bauinspektion Schlesien, Bauleiter in Breslau; 1945 in US-Internierung, danach Tätigkeit als Baumeister in Linz, 1972 vor dem Landgericht Wien vom Vorwurf der Beteiligung am Massenmord freigesprochen.

 

Martin Holick (1874–1950), Monteur; seit 1898 bei der Firma Topf & Söhne in Erfurt tätig, war zu diesem Zeitpunkt mit dem Aufbau eines ersten Topf-Dreimuffel-Ofens im Konzentrationslager Buchenwald eingesetzt, der als Nächstes im Krematorium II in Birkenau zur Anwendung kommen sollte. Holick hielt sich während des gesamten Aufbaus der vier Krematorien in Auschwitz-Birkenau auf; nach dem Krieg weiterhin bei den Topf-Werken Erfurt tätig.

 

Wilhelm Koch, Monteur bei der Firma Topf & Söhne, hatte bereits im Juli 1940 den ersten Doppel- muffel-Ofen im Krematorium I im Stammlager Auschwitz installiert. 1942/43 hielt sich Koch während des Aufbaus der vier Krematorien mehrere Monate in Birkenau auf.

Skript

Aktenvermerk von SS-Untersturmführer Ertl, SS-Zentralbauleitung Konzentrationslager Auschwitz

Betrifft: Anwesenheit von Oberingenieur Prüfer der Firma Topf u. Söhne Erfurt, bezüglich Ausbau der Einäscherungsanlagen


Vorgang: Herr Ingenieur Prüfer sprach am 19.August 1942 um 14.00 Uhr bei hiesiger Dienststelle vor, um über den Einbau von 5 Stück 3 Muffel-Einäscherungsöfen im Krematorium des Konzentrationslagers und Neuanlage von 2 Stück Dreimuffelöfen in einfacher Bauweise lt. Plan die erforderlichen Einzelheiten zu besprechen.

Hierbei wurde folgendes festgelegt:

 

1. Spätestens 26.–27. August trifft der Monteur Holikaus Buchenwald hier ein, der Monteur Koch in ca. 14 Tagen. Mit dem Aufbau der 5 Stück Dreimuffelöfen im Konzentrationslager wird sofort begonnen. Die Firma Köhler Myslowitz führt die Ausmauerung der Öfen und Füchse sowie die Errichtung des Schornsteines laut Plänen und Angaben der Firma Topf und Söhne durch.

 

2. Bezüglich Aufstellung von je 2 Dreimuffelöfen bei den „Badeanstalten für Sonderaktionen“ wurde von IngenieurPrüfer vorgeschlagen, die Öfen aus einer bereits fertiggestellten Lieferung nach Mogilew abzuzweigen und wurde sogleich der Dienststellenleiter, welcher beim SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamt in Berlin anwesend war, hiervon telefonisch in Kenntnis gesetzt und gebeten, das weitere veranlassen zu wollen.

 

3. Bezüglich Errichtung eines 2. Krematoriums mit 5 Dreimuffelöfen sowie Be- und Entlüftungsanlagen muß erst das Ergebnis der bereits laufenden Verhandlungen mit dem Reichssicherheitshauptamt bezüglich Zuteilung von Kontingenten abgewartet werden.