Editorisches

Die Quellen sprechen

Die dokumentarische Höredition entsteht im Zeitraum von 2013 bis 2023. Sie ist auf insgesamt 16 Teile angelegt und wird im Radio, auf Bayern 2 ausgestrahlt und im Internet dauerhaft verfügbar bleiben.

Veröffentlichung Teil 1−4: Januar 2013.
Veröffentlichung Teil 5, 7, 9, 12: Mai 2015.
Veröffentlichung Teil 6, 8, 13 und 14: Juni 2019
Veröffentlichung Teil 10, 11, 15, 16: Mai 2023.

Die Höredition produziert der Bayerische Rundfunk / Hörspiel und Medienkunst in Zusammenarbeit mit dem Institut für Zeitgeschichte und der Edition ‚Judenverfolgung 1933–1945‘. Sie folgt in ihrer Auswahl einem aktuellen, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierten Editionsprojekt, das viele Dokumente erstmals zugänglich macht: Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933−1945 ist der Titel der insgesamt auf 16 Bände angelegten Quellenedition, die im Walter de Gruyter Verlag erscheint und 2021 abgeschlossen sein wird. Diese Edition wird in der wissenschaftliche Literatur und auch in der folgenden Notiz als VEJ abgekürzt.

Die Publikation umfasst eine wissenschaftlich fundierte, repräsentative Auswahl authentischer Zeugnisse der Opfer und Verfolger, aber auch der nichtjüdischen Bevölkerungsmehrheit. Ziel der Edition ist es, in ständig wechselnden Perspektiven die Auswirkung der Verfolgung auf alle Lebensbereiche darzustellen, Funktionsträger jeder Art zu Wort kommen zu lassen sowie einfache Leute, Intellektuelle und ausländische Beobachter in ihrer damaligen Wahrnehmung und ihren unterschiedlichen Horizonten.

Die dokumentarische Höredition Die Quellen sprechen bietet drei Reihen an:

Dokumente

Ausgangspunkt sind ausgewählte, von Schauspieler-/innen und Zeitzeugen gelesene Dokumente der VEJ-Publikation. Einer bereits bei Projektbeginn getroffenen redaktionellen Festlegung zufolge wird dieser Part der Audioproduktion, der bei Abschluss etwa ein Volumen von dreißig Stunden gelesener Dokumente umfassen dürfte, mehreren Regisseur-/innen übertragen.

Diskurs

Die Reihe Diskurs ermöglicht Historiker/-innen Forschungsfragen und Hintergründe zu erläutern und zu diskutieren. Zunächst kommen vor allem an der VEJ-Edition beteiligte Herausgeber/-innen und Bearbeiter/-innen zu Wort. Weitere Angebote setzen sich mit Entwicklung, Konzeption und Realisation der Höredition auseinander. In Vorbereitung sind Beiträge, die den Diskurs erweitern und generell den Kontext zur aktuellen Holocaust-Forschung herstellen sollen.

Zeitzeugen

Persönliche, lebensgeschichtliche Einblicke vermittelt die Reihe Zeitzeugen: hier berichten an der Höredition mitwirkende jüdische Zeitzeugen, wie sie die Verfolgung erlebt und überlebt haben. Ein Ziel der Höredition ist es, die letzte Möglichkeit mündliche Überlieferungen von Holocaust-Überlebenden aufzuzeichnen, zu nutzen und überhaupt Zeitzeugen an dem Projekt stark zu beteiligen. Deshalb geben die Zeitzeugen nicht nur Opferdokumenten ihre Stimme, sie erzählen auch von ihren eigenen Erfahrungen.

Die Quellenedition

Die Edition Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945 wird herausgegeben im Auftrag des Bundesarchivs, des Instituts für Zeitgeschichte, des Lehrstuhls für Neuere und Neueste Geschichte an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und des Lehrstuhls für Geschichte Osteuropas an der Freien Universität Berlin von Susanne Heim, Ulrich Herbert, Michael Hollmann, Horst Möller, Dieter Pohl, Simone Walther und Andreas Wirsching. Berlin/München/Boston: 2008-2021. Die Edition ist auf 16 zeitlich und territorial gegliederte Bände angelegt.

Historische Quellen sind Schrift- und gelegentlich transkribierte Tondokumente aus den Jahren der deutschen Gewaltherrschaft zwischen 1933 und 1945, darunter zahlreiche Erstveröffentlichungen. „Die Quellenedition“, so die Herausgeber, „lässt sich als wissenschaftliches Nachschlagewerk benutzen, kann aber auch als Schriftdenkmal für die ermordeten Juden Europas gelesen werden.“

Die Höredition

Die Höredition: Auswahl

Die dokumentarische Höredition Die Quellen sprechen. Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933−1945 ist auf 16 Teile angelegt und folgt in ihrem Aufbau und ihrer zeitlichen und territorialen Struktur der VEJ-Edition. Sie stellt in ihren einzelnen Teilen jeweils eine Auswahl von Dokumenten aus dem jeweiligen Band der VEJ-Edition vor.

Die einzelnen Bände der VEJ-Edition legen jeweils ca. 300 bis 340 Dokumente vor, davon wurden für die einzelnen Teile bzw. Skripte der Höredition jeweils etwa 30 Dokumente ausgewählt.

Die Dokumente der Höredition folgen in ihrer Nummerierung dem Dokumentenverzeichnis des jeweiligen VEJ-Bandes; die dabei auftretenden numerischen Lücken verdeutlichen, dass es sich um eine Auswahl aus den Dokumenten der VEJ-Bände handelt. Dem einzelnen nummerierten Dokument wird die Nummer des Bandes, dem es entnommen wurde, vorangestellt.

Beispiel:

Dok. 03-145 = VEJ 3, Dokument Nummer 145

 

Überschriften und Kopfzeilen

Von der VEJ übernommen wurden die Überschriften und die Kopfzeilen. Die Überschriften geben „Auskunft über das Entstehungsdatum des folgenden Dokuments, dessen Kernbotschaft, Verfasser und Adressaten. Die darunter platzierte Kopfzeile ist Teil des Dokuments. Sie enthält Angaben über die Gattung der Quelle (Brief, Gesetzentwurf, Protokoll usw.), den Namen des Verfassers, den Entstehungsort, gegebenenfalls Aktenzeichen, Geheimhaltungsvermerke und andere Besonderheiten. Die in Berlin seinerzeit ansässigen Ministerien und zentralen Behörden […] bleiben ohne Ortsangabe. Die Kopfzeile enthält ferner Angaben über den Adressaten, gegebenenfalls das Datum des Eingangsstempels, sie endet mit dem Entstehungsdatum und Hinweisen auf die Form der überlieferten Quelle, wie 'Entwurf', 'Durchschlag' oder 'Abschrift'.“ (Editorische Vorbemerkung. In: VEJ 1, S. 10) In den Skripten der Höredition wurden, um Doppelungen bei Angaben möglichst zu vermeiden, die Überschriften häufig um Details aus den Kopfzeilen, gelegentlich aus den Fußnoten erweitert, die Kopfzeilen selbst wurden dann gekürzt oder ganz gestrichen. Diese geringfügigen Änderungen in den Überschriften und Kopfzeilen wurden im Skript nicht kenntlich gemacht.

Kürzungen, Ergänzungen, Datierungen

Viele der für die Skripte der Höredition ausgewählten Dokumente wurden gekürzt. Streichungen wurden durch eckige Klammern gekennzeichnet, notwendige Ergänzungen in eckige Klammern eingefügt. Unverständliche Abkürzungen von Institutionen wurden in eckigen Klammern nachstehend aufgelöst. Undatierte Monats- oder Jahresberichte erscheinen am Ende des jeweiligen Zeitraums. Von der strikten Einordnung der Dokumente nach ihrer Entstehungszeit wird nur in wenigen Ausnahmen abgewichen, beispielsweise im Fall der Lebensberichte jüdischer Emigranten, die 1939/1940 für einen Wettbewerb der Harvard Universität geschrieben wurden. „Diese zwar zeitnah, doch schon retrospektiv abgefassten Beschreibungen werden nicht unter dem Entstehungsdatum, sondern unter dem Datum des geschilderten Ereignisses eingereiht.“ (VEJ 1, S. 11) Bei den Dokumenten, die ursprünglich für das Untergrundarchiv des Warschauer Ghettos (Ringelblum-Archiv) gesammelt wurden, „lassen sich Entstehungszeitpunkt und -zusammenhang manchmal nicht zweifelsfrei bestimmen.“ (Editorische Vorbemerkung. In: VEJ 4, S. 10)

Personen

Personenbezogene Fußnoten wurden, teilweise in gekürzter Form, von der VEJ-Edition übernommen. Sie enthalten Angaben zu in den Dokumenten angeführten Absendern und Adressaten und für die im Text erwähnten Personen. „Die Kurzbiographien beruhen auf Angaben, die sich in Nachschlagewerken und in der speziellen Fachliteratur finden, sowie auf den Auskünften jüdischer Gemeinden und Organisationen. In vielen nur schwer zu klärenden Fällen wurden Personalakten und -karteien eingesehen, Standesämter befragt, Wiedergutmachungs- und Entnazifizierungsakten geprüft. Für denselben Zweck wurden die speziellen, auf die NS-Zeit bezogenen Personenkarteien und -dossiers einschlägiger Archive benutzt: in erster Linie die des ehemaligen Berlin Document Center, des Staatssicherheitsdienstes der DDR und der Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen (Ludwigsburg), die heute im Bundesarchiv verwahrt werden.“ (VEJ 1, S. 11–12)

Historische Namen und Begriffe

Die VEJ-Editoren setzen die zeitüblichen Begriffe des nationalsozialistischen Deutschlands nicht in Anführungszeichen (Wörter wie Altreich, Führer, Judenfrage, Judenrat etc.) „Der Kontext macht deutlich, dass keines der Wörter affirmativ gebraucht wird. Die Begriffe Jude, Jüdin, jüdisch werden folglich, den Umständen der Zeit entsprechend, auch für Menschen verwandt, die sich nicht als jüdisch verstanden haben, aber aufgrund der Rassengesetze so definiert wurden und daher der Verfolgung ausgesetzt waren. Begriffe wie 'Mischling', 'Mischehe' oder 'Arisierung', die eigentlich auch Termini technici der Zeit waren, werden in Anführungszeichen gesetzt. Ein solcher nicht klar zu definierender Gebrauch der Anführungszeichen lässt sich nicht systematisch begründen. er bildet einen gewiss anfechtbaren Kompromiss zwischen historiographischer Strenge und dem Bedürfnis, wenigstens gelegentlich ein Distanzsignal zu setzen.“ (VEJ 1, S. 12)

Orte in den ehemaligen deutschen Ostgebieten, auch den schon 1919 abgetrennten, werden mit ihren deutschen Namen bezeichnet. Dasselbe gilt für die einst geschlossen deutsch besiedelten Randgebiete des böhmischen Beckens, also für Eger, Karlsbad, Teplitz-Schönau etc. „Im Fall von Orten, deren Namen im Zeichen systematischer Germanisierung zwischen 1939 und 1945 eingedeutscht wurden, steht der landesübliche Name in Klammern, z.B. Zichenau (Ciechanów). Das geschieht nur dann nicht, wenn die deutsche Ortsbezeichnung seit alters gebräuchlich ist (z.B. Lemberg, Brünn, Krakau) oder infolge der deutschen Verbrechen später international geläufig wurde: Kaiserwald, Kulmhof, Theresienstadt, Auschwitz.“ (VEJ 1, S. 12) Die Ortsnamen werden im Teil über das Protektorat Böhmen und Mähren in Titel- und Kopfzeilen sowie in übersetzten Dokumenten in deutscher Bezeichnung verwendet. „Deutsche und tschechische Varianten wurden in diesen Gebieten teilweise über Jahrhunderte nebeneinander benutzt.“ (Editorische Notiz. In: VEJ 3, S. 11)

Übersetzungen

Ein großer Teil der Dokumente in den VEJ-Bänden 4 und 9 wurde aus dem Polnischen übersetzt. In Band 7 wurden Dokumente, übertragen aus dem Russischen, Schwedischen, Lettischen, Jiddischen, Estnischen, Litauischen, Ukrainischen, Polnischen, Rumänischen, Hebräischen, Englischen, Finnischen und Italienischen, aufgenommen. In den Bänden 5 und 12 wurden Dokumente aus dem Niederländischen, Englischen, Französischen, Norwegischen, Dänischen und dem Jiddischen übersetzt. Zu den Übersetzungsnachweisen siehe die Einzelbände der VEJ-Edition.

Ergänzungen aus Fußnoten

Dok. 02-001 „Nun warten wir mit Schmerzen auf [Nachricht vom US-Konsulat in] Stuttgart“

Dok. 04-022 "In Białystok gibt es ca. 100 000 Flüchtlinge. [Viele] unserer Bekannten."

Dok. 04-022 "Dein Dich liebender [Artur]“

Textabweichungen bei Audioaufnahme

Dok. 12-123 Die Verfasserin stellte in dem von ihr selbst gelesenen Dokument einige Sätze um. Zu den Abweichungen vgl. Skript.

Landkarten

Als Orientierungshilfe werden historische Landkarten, die sich auf einen bestimmten Teil der Höredition beziehen, angeboten.