Dok. 15-164

Eine Familie aus Eger beschreibt am 10. Mai 1944, wie sie sich auf den Umzug ins Getto vorbereitet


Meine Lieben! Ich schreibe diese Karte mit einer Zeitung auf den

Meine Lieben! Ich schreibe diese Karte mit einer Zeitung auf den

Orte
  • Grenze Staatsgrenzen von 1937
  •  
Personen

Dr. Viktor Harmos (gest. 1962), Jurist; arbeitete bis in die 1950er-Jahre als Rechtsanwalt.

Skript

Handschriftl. Postkarte von einer unbekannten Familie an den Rechtsanwalt Dr. Viktor Harmos

 

Meine Lieben! Ich schreibe diese Karte mit einer Zeitung auf den Knien, denn es ist schon alles gepackt, wir warten [noch] auf die Übernahme des Inventars, damit das Esszimmer, wo wir all unsere Möbel hingebracht haben, versiegelt werden kann. In der Frühe waren sie schon einmal hier, aber wir waren noch nicht fertig. Niemand ist in der Lage, das alles in einem Tag zu schaffen. Heute schlafen wir noch hier, und ich hoffe, ich kann die Pakete morgen schon in die neue Wohnung schicken zu Regina Blasz, Weißnäherin, Uszoda-Gasse, der Tochter von [...]. Es gibt einen Eingang neben dem Tor des alten Bades und einen zweiten im alten Erdbeergarten. Ein Durchgangshaus [also]. Es handelt sich um eine sehr saubere, hübsche Dreizimmerwohnung, aber wir sind etwa achtzehn Personen, darunter fünf Kleinkinder. Sie hat uns eine Nachricht geschickt, dass wir zu ihr kommen sollen. Im Augenblick schaut die Küche, wo die Koffer und Töpfe herumstehen, aus wie nach einem Tatarenfeldzug. Sämtliche Lebensmittel können mitgenommen werden, nach zwei Wochen übernimmt der Judenrat die Reste, denn es soll eine Volksküche eingerichtet werden. Wie das wohl alles werden wird? Wer weiß. Wir werden alle fleißig arbeiten, so viel ist sicher. Heute habe ich sogar vergessen zu kochen. Gyula und Gyuri sind zum Essen zu Imre gegangen. Sonst geht es uns gut. Laci und Gyula werden in der Nachbarschaft wohnen, wohl auch Imre. In drei verschiedenen Häusern. Wenn Imre nur zu Hause bliebe!! Aber ich glaube es nicht. Er ist tagsüber in der Praxis und kommt erst abends nach Hause. Auch so ist es gut!! Er soll bloß in Eger bleiben. Gyuri wird unsere Sachen auf kleinen Wagen vorfinden, damit der Transporteur weniger Arbeit hat. Wenn er überhaupt nur kommt, denn er hat sehr zu tun. Ich hoffe, Euch beiden geht es gut. Wir küssen Euch, [...] und Miklós