Dok. 15-122

Esti Újság: Interview mit dem künftigen Staatssekretär László Endre vom 31. März 1944 über die „Lösung der Judenfrage“ in Ungarn


Der ungarische Rassenschutz fordert die vollständige

Der ungarische Rassenschutz fordert die vollständige

Orte
  • Grenze Staatsgrenzen von 1937
  •  
Personen

Vitéz László Endre (1895–1946), Jurist; 1923–1937 Oberstuhlrichter von Gödöllő, 1938–1943 Vizegespan des Komitats Pest-Pilis-Solt-Kiskun; 1944 StS (Staatssekretär) für Verwaltung im Innenministerium, hauptverantwortlich für die Deportationen nach Auschwitz, in der Pfeilkreuzlerregierung Regierungskommissar für die Zivilverwaltung der Operationsgebiete; 1946 vom ungar. Volksgericht verurteilt und hingerichtet.

Skript

Vitéz László Endre:
Der ungarische Rassenschutz fordert die vollständige Entfernung des Judentums aus dem ungarischen Leben
Erklärung zur Durchführung der Judenverordnungen

 

Unmittelbar nach Erscheinen der Verordnungen, die von größter Bedeutung und Tragweite sind, haben wir Vitéz László Endre, Vizegespan des Komitats Pest, auf seinem neuen Posten im Innenministerium aufgesucht, um ihm in den Tagen, da die beinahe 25 Jahre alte Idee des Rassenschutzes Wirklichkeit wird, die Möglichkeit zu geben, den Lesern der Esti Újsag eine Botschaft zu übermitteln.

Vitéz László Endre hat an der Seite des neuen Innenministers das Amt des Staatssekretärs für administrative Aufgaben inne. Seiner Kontrolle unterliegen alle Angelegenheiten auf der Ebene der Komitate, Städte und Gemeinden sowie die Durchführung aller Maßnahmen hinsichtlich der Judenfrage.

 

Die Umsetzung der Maßnahmen wird nicht von Hass und Unbarmherzigkeit bestimmt. Eingangs fragen wir ihn, ob mit den erlassenen Verordnungen die Maßregelungen ein Ende nähmen oder weitere Maßnahmen zu erwarten seien.

Die bisherigen Verordnungen der Regierung – so Vitéz László Endre – seien lediglich der Anfang einer Reihe von Maßnahmen, die bald zur endgültigen Regelung der Judenfrage in Ungarn führen sollen. Es sei das erklärte Ziel der Regierung, dass diese Frage, entgegen der bisherigen Günstlingswirtschaft mit ihren Ausflüchten und Zugeständnissen, endlich auf Grundlage eines einheitlichen Plans abschließend geregelt wird. Die Erfahrungen hätten gezeigt, dass die Zeit der Experimente und Scheinlösungen vorbei sei und dass man im Interesse der Nation heute in jeder Hinsicht schnelle und schlüssige Entscheidungen benötige.


Viele nehmen an – bemerken wir –, dass die Regelung der Judenfrage in Zusammenhang mit der militärischen Lage und der immer näher rückenden roten Gefahr stehe.

 

Es sei eine vollkommen falsche und durchsichtige Behauptung – erwidert Vitéz László Endre entschieden –, dass die Judenfrage hierzulande bloß als Ergebnis der weltpolitischen Situation neu aufgeworfen worden sei. Die Regelung der Judenfrage werde seit beinahe 25 Jahren, in erster Linie von den ungarischen Rasseschützern und von der Gesamtheit der rassenschützerischen ungarischen Gesellschaft, vorangetrieben. Der ungarische Antisemitismus sei keineswegs nur eine politische Mode, Kopie oder Nachahmung heute aktueller politischer Richtlinien und Prinzipien. Das Ungartum spüre nicht erst seit ein oder zwei Jahren, sondern seit Jahrzehnten – sozusagen als erstes [Land] in Europa – am eigenen Leib, welche verhängnisvolle Gefahr der immer größer werdende, überhandnehmende jüdische Einfluss darstelle. Während unseres seit Jahrzehnten andauernden Kampfes, in dem die um ihr Ungartum bangende nationale Gemeinschaft mit allen Formen des Antisemitismus experimentiert und zunächst sogar mildere Lösungen erwogen hat, habe sich allmählich das Bewusstsein herauskristallisiert, dass für beide Parteien nur eine radikale Lösung eine befriedigende und endgültige Lösung bringen könne.