Dok. 15-118

Die 13-jährige Erzsébet Fóti berichtet am 29. März 1944 in ihrem Tagebuch über den Einmarsch der Deutschen


Ich habe schon sehr lange Zeit nicht mehr geschrieben. Seither

Ich habe schon sehr lange Zeit nicht mehr geschrieben. Seither

Orte
  • Grenze Staatsgrenzen von 1937
  •  
Personen

Erzsébet Fóti (*1930), mit Beginn der Gettoisierung in Budapest lebte sie in einem „Judenhaus“, später wurde sie im Kloster Sacré Coeur untergebracht, Ende Dez. 1944 Umzug in ein geschütztes Haus, überlebte den Krieg im Großen Getto in Budapest.

Skript

Tagebuch (Abschrift)

 

Ich habe schon sehr lange Zeit nicht mehr geschrieben. Seither ist viel passiert. Die Deutschen sind gekommen. Heute wurde auch aus dem Geschäft das Telefon geholt, die Radios müssen auch abgeliefert werden, aber Vati hat sie überlistet, weil er einen Empfänger nur für Budapest gekauft und diesen abgeliefert hat, während wir den anderen versteckt haben, Vati hört insgeheim den englischen Sender. In der Schule fehlen sehr viele. Die Familie von Zsuzsi Rónai hat sich auf ihren Landsitz zurückgezogen, sie sagen, dort sei es sicherer. Wir hatten gerade eine Luftschutzübung, ich spielte die Verletzte und habe auch bei der Eimerkette geholfen. Der Luftschutzbeauftragte hat mich gelobt, obwohl ich nur eine Jüdin bin und er dies auch weiß. Man mag uns hier im Haus, obwohl die Juden jetzt überall vertrieben und gehasst werden.

In der letzten Zeit bin ich oft traurig, Vati sagt immer, dass wir keine Pläne [mehr] für die Zukunft schmieden sollten. Es wäre vielleicht besser, noch ein Kleinkind zu sein; vielleicht habe ich deshalb [auch] insgeheim, damit man mich nicht auslacht, zwei meiner Lieblingspuppen in mein Luftschutzgepäck gegeben.