Dok. 15-115

Der US-Geheimdienst führt am 22. März 1944 die Anwesenheit von einer Million Juden in Ungarn als einen Grund für die deutsche Besetzung an


Am 19. März führten die Nazis einen strategisch motivierten

Am 19. März führten die Nazis einen strategisch motivierten

Orte
  • Grenze Staatsgrenzen von 1937
  •  
Personen

Miklós Horthy von Nagybánya (1868–1957), Admiral; 1909–1914 Flügeladjutant von Kaiser Franz Joseph I., von Febr. 1918 an Befehlshaber der k. u. k. Kriegsmarine; 1920–1944 Reichsverweser; im Okt. 1944 in Bayern interniert; im Mai 1945 von der US-Armee befreit, emigrierte 1948 in die Schweiz, anschließend nach Portugal.

 

Jenő Ghyczy von Ghicz, Assakürt und Ablánczkürt (1893–1982), Diplomat; 1929–1935 Mitarbeiter der ungar. Botschaft in Prag, 1936/37 in Belgrad, 1937–1939 in Berlin, von 1939 an Leiter der politischen Abt. des Außenministeriums, 1941–1943 stellv. Außenminister, 1943 bis März 1944 Außenminister.

 

Vitéz Lajos Csatay von Csataj (1886–1944), Offizier; 1919–1921 Lehrer in der ungar. Militärakademie, 1941/42 Kommandant des IV. Armeekorps, 1943 Kommandant der 3. Ungarischen Armee, 1943 bis Okt. 1944 Verteidigungsminister, nach der Machtübernahme der Pfeilkreuzler verhaftet, nahm sich im Nov. 1944 zusammen mit seiner Ehefrau das Leben.

 

Vitéz Ferenc Szombathelyi, geb. als Franz Knaus (1887–1946), Offizier; 1931–1933 Chef des Stabs der 3. gemischten Brigade, 1938/39 stellv. Generalstabschef, 1939–1941 Kommandant des VIII. Korps, anschließend Kommandierender General der „Karpatengruppe“, 1941 bis April 1944 Chef des Generalstabs; nach der deutschen Besetzung unter Hausarrest gestellt, nach Okt. 1944 verhaftet und interniert; nach dem Krieg von einem jugoslaw. Gericht zum Tode verurteilt und hingerichtet.

 

General Pietro Badoglio (1871–1956), dessen Regierung im Sept. 1943 einen Waffenstillstand mit den Alliierten vereinbarte und im Okt. 1943 Deutschland den Krieg erklärte.

 

Vitéz Dr. Endre Kálmán Bajcsy-Zsilinszky (1886–1944), Jurist, Publizist, Politiker; Chefredakteur und Hrsg. mehrerer Zeitungen; 1924 Mitbegründer der rechtsradikalen Ungarischen Nationalen Unabhängigkeitspartei, 1930 der Nationalen Radikalen Partei, 1930–1938 deren Abgeordneter, 1939–1944 Abgeordneter der Partei der Unabhängigen Kleinen Landwirte; im März 1944 verhaftet, im Okt. freigelassen; 1944 Präsident des Ungarischen Nationalen Befreiungskomitees, im Nov. 1944 verhaftet und hingerichtet.

 

Dr. Lipót Baranyai (1894–1970), Jurist, Finanzexperte; von 1920 an Mitarbeiter des Justizministeriums, 1936 Generaldirektor, 1938–1943 Präsident der Nationalbank; im März 1944 verhaftet, im Okt. 1944 freigelassen; 1948 Emigration nach Großbritannien, anschließend in die USA, 1951–1959 Repräsentant der Weltbank, 1959–1970 Berater der Deutschen Bundesbank.

Skript

Kodiertes und verschlüsseltes Telegramm

 

Zur Bearbeitung: Washington
Zur Kenntnisnahme: Algier und London
Am 19. März (offenbar vom 18. auf den 19. März) führten die Nazis einen strategisch motivierten Putsch in Ungarn durch. Dieser vollzog sich in Abwesenheit des Regenten, Gheczys, Csatays und Szombathelys, die in Hitlers Hauptquartier gefahren waren, um den Abzug der ungarischen Truppen von der sowjetischen Front zu fordern. Drei Gründe sollen die Deutschen zu diesem Schachzug veranlasst haben: (1) Sie wussten von den laufenden Verhandlungen zwischen den Engländern und der ungarischen Regierung. (2) Man wollte eine Wiederholung der Badoglio-Affäre in Ungarn verhindern. (3) Aus deutscher Sicht erschien die Anwesenheit von knapp einer Million Juden im Rücken ihrer Truppen unerträglich.

Die Regierung ist zurückgetreten. Unter den von den Deutschen Verhafteten sind die Abgeordneten Rassay, Peyer und Bajcsyzsilinszky sowie der Direktor der Nationalbank, Leopold Baranyaiex.