Dok. 13-103

Nach Beginn des Slowakischen Nationalaufstands und dem deutschen Einmarsch kündigt der Chef der Einsatzgruppe H am 1. September 1944 die Wiederaufnahme der Deportationen an


Die Einsatzkommandos 13 und 14 der Einsatzgruppe H sind heute im Laufe des Tages von Brünn

Die Einsatzkommandos 13 und 14 der Einsatzgruppe H sind heute im Laufe des Tages von Brünn

Orte
  • Grenze Staatsgrenzen von 1937
Personen

Dr. Josef Witiska (1894–1946), Jurist; von 1920 an bei der Polizei Graz, März 1938 Gestapo; 1938 NSDAP- und SS-Eintritt; von Juni 1941 an stellv. Leiter Gestapoleitstelle Prag, von März 1943 an KdS Galizien im Generalgouvernement, von Okt. 1944 an Leiter der Einsatzgruppe Hin der Slowakei, Nov. 1944 BdS Slowakei; 1945 Festnahme, nahm sich vor der Auslieferung an die Tschechoslowakei
das Leben.

 

Gottlob Christian Berger (1896–1975), Lehrer; 1923 NSDAP-, 1930 SA-, 1936 SS-Eintritt; von Okt. 1937 an im Stab RFSS, April 1940 bis 1943 Chef des SS-Hauptamts, April 1943 bis Sept. 1944 Verbindungsoffizier RFSS im RMfbO, Anfang Sept. bis Mitte Sept. 1944 Deutscher Befehlshaber in der Slowakei; April 1945 Verhaftung, 1949 zu 25 Jahren Haft verurteilt, 1951 entlassen.

Skript

Fernschreiben, gez. SS-Obersturmbannführer Dr. Witiska an das Reichssicherheitshauptamt

 

Die Einsatzkommandos 13 und 14 der Einsatzgruppe H sind heute im Laufe des Tages von Brünn in der Slowakei eingerückt. Kommando 13 hat Aufgabe, über Tyrnau nach Neutra vorzustoßen, dort Lage zu klären und im Waag-Tal bis Sillein Stützpunkt zu errichten. Kommando 14 besetzt den mittelslowakischen Raum um Rosenberg, Turčiansky Sväty Martin, Neusohl, Kremnitz, Altsohl und Schemnitz. Derzeitige Lage Waag-Tal zwischen Sillein und Tyrnau im wesentlichen in unserer Hand. Zentrum der Aufstandsbewegung die Niedere Tatra mit Neusohl. Slowakische Armee unzuverlässig. Bei schnellen deutschen Gegenmaßnahmen Möglichkeit gegeben, daß Großteil von Bandenangehörigen nach Hause zurückkehrt. Gegen Abend verdichten sich Nachrichten, daß seitens Armee heute Nacht Aufstand geplant wird. Die Entwaffnung der Preßburger Garnison wird vorbereitet. SS-Obergruppenführer Berger wurden folgende Vorschläge zur Bereinigung der Lage gemacht. Es wird ein Staatssekretariat für das Sicherheitswesen unter dem Gardisten Kubala geschaffen, das für volle Reformierung des gesamten Exekutivkörpers sorgen soll. Voraussetzung für Verläßlichkeit ist bessere Stellung der Beamten durch Zuerkennung von Leistungszulagen. Mit Kubala Einzelheiten besprochen, der zur Übernahme des Auftrags bereit ist. Unbedingt notwendige Personalveränderungen in der Führung der Exekutive zum Teil festgelegt. Staatspräsident hat dringenden Wunsch ausgesprochen, Garnison Preßburg zu entwaffnen. Entwaffnung erfolgt durch SS-Regiment Schill. Mannschaft soll zunächst in den Kasernen verbleiben, um später zu einem Arbeitsbataillon zusammengefaßt und außerhalb der Slowakei verwendet zu werden.

Zuverlässige Soldaten sollen im Polizeisektor und Garde verwendet werden. Freilassung der Soldaten unmöglich, da Überlaufen zu Banden oder Zwangsrekrutierung durch Banden zu befürchten ist. Hlinka-Garde wird aufgeboten. Aus 300 Angehörigen wird Garde-Bataillon für Tiso aufgestellt. Als Argument für Tiso, daß Bataillon Kristallisationspunkt neuer slowakischer Wehrmacht sein soll. Löhnung und Versorgung wird an deutsche Vorbilder angeglichen. Judenfrage muß radikal gelöst werden durch Festnahme und Verbringung in Arbeitslager. Zur Verfolgung von Hoch- und Landesverrat ist Herausgabe einer Verordnung notwendig, wonach Unterstützung, Beherbergung von staatsfeindlich tätigen Personen sowie Unterlassung einer Anzeige über eine solche Tätigkeit mit Zuchthaus oder Tod bestraft wird. Angehörige der Widerstandsbewegung müssen nach Möglichkeit in einem ordentlichen Gerichtsverfahren abgeurteilt werden, um den Eindruck einer absolut gerechten Behandlung zu erwirken. Urteil kann nur von slowakischem Gericht gefällt werden. Das Gesetz vom 11.5.1944 über den Schutz der persönlichen Freiheit ist in seinen entscheidenden Punkten für die Dauer der besonderen Verhältnisse außer Kraft zu setzen. Einreise in die Slowakei im Großen Reiseverkehr muß weitgehendst unterbunden werden. Für Ausnahmefälle sind besondere Grenzübergänge festzulegen. Der gesamte Zivilkraftwagenverkehr wird weitgehendst eingeschränkt. Die Beachtung der ergangenen Verordnungen über Einsparung des Kraftwagenverkehrs wird durch strenge Straßenkontrollen überprüft. Rigorose Überholung der Betriebsstoffverteilungsstellen.

Ich habe z. Zt. noch keine feste Unterkunft, bin jedoch über Polizeiattaché Preßburg – über Grenzpolizeiposten Engerau – zu erreichen.