Dok. 13-044

Familie Freimann schreibt am 20. November 1941 an Familie Grünberger in New York, dass sie eine Auswanderung aus der Slowakei nicht mehr bezahlen kann

Unsere Lieben. Es ist bereits fast ein Jahr vergangen, daß

Unsere Lieben. Es ist bereits fast ein Jahr vergangen, daß

Orte
  • Grenze Staatsgrenzen von 1937
Personen

Dr. Oskar Freimann (*1902), Arzt; er wurde zusammen mit seiner Frau Marie Freimann (*1906), Hausfrau, und den Kindern Eva Freimann (*1931) und Peter Freimann (*1934) im Juni 1942 von Žilina in das Vernichtungslager Sobibor deportiert. Niemand von ihnen überlebte.

 

Skript

Unsere Lieben.
Es ist bereits fast ein Jahr vergangen, daß wir von Euch Nachricht erhalten haben, ich weiß nicht, warum Ihr uns so selten schreibt, wir haben bereits wiederholt versucht, mit Euch die Verbindung aufzunehmen, es war aber immer vergebens. Jetzt schreibt uns der lb. Armin in seinem letzten Brief, daß Ihr Euch über uns erkundigt habet, er schreibt, daß wir Euch verständigen sollen über unsere Absichten bezüglich der Auswanderung. Bereits vor einigen Monaten, gleich nach Verlautbarung des neuen Einwanderungsgesetzes, habe ich Euch ersucht, beim Staatsdepartement in Washington die notwendigen Schritte zu unternehmen, inzwischen hat sich so manches geändert und unsere Aus- sichten auf die Auswanderung sind auf den Nullpunkt gesunken, unsere Begeisterung für eine Emigration hat zwar nicht abgenommen, wir sind aber durch die Verhältnisse zur Resignation gezwungen. Wie beneide ich die Leute, die heute noch in der glückli- chen Lage sind abzufahren und eine neue Heimat finden zu können, und wir scheinbar sind dazu verurteilt hier bleiben zu müssen. Denn ich muß aufrichtig sein und gestehen, daß wir heute vollkommen mittellos dastehen, ich bin nicht in der Lage, vorausgesetzt, daß Ihr uns liebenswürdigerweise die Schiffskarten zur Verfügung stellt, auch nur die Kosten bis zur Küste zu bestreiten und bekanntlich können diese Mittel nur hier erlegt werden. […] Nichtsdestoweniger ersuchen wir Euch nochmals, alles und womöglichst baldigst in Washington zu unternehmen, damit wir je früher im Besitz der Einwanderungsbewilligung sind. Diese kann uns eventuell sehr nützlich sein. Sonst sind wir gottlob gesund, die lb. Micka ist mit dem Haushalt beschäftigt, die Kinder sind schon der dauernden Ferien müde und möchten wieder gerne in die Schule gehen, ich mache jetzt in der Wintersaison den Hauslehrer, sie sind aber mit mir nicht zufrieden.  (…Schreibet uns bald und ausführlich, auch über den Stand unserer Angelegenheit in Washington, ob wir uns überhaupt Hoffnungen machen können, wir wären schon sehr, sehr gerne bei Euch. Vielleicht fahren in absehbarer Zeit Bekannte von uns nach Amerika, sie werden Euch besuchen und mündlich ausführlicher berichten. Wir grüßen und küssen Euch alle vielmals aufs herzlichste.
P.S. Anbei gebe ich Euch nochmals unsere Daten bekannt.


1. Dr. Oskar Freimann, geboren 6. Februar 1901

2. Marie Freimann, 23.März 1906

3. Eva Freimann, 1.November 1931

4. Peter Freimann, 26. Juli 1934.

 

Staatsangehörigkeit: ursprünglich tschechoslowakisch, jetzt staatenlos.

[…]