Dok. 10-112

Das Reichssicherheitshauptamt macht am 5. Juni 1942 Vorschläge zur Verbesserung der im Vernichtungslager Kulmhof eingesetzten Gaswagen

Seit Dezember 1941 wurden beispielsweise mit 3 eingesetzten Wagen

Seit Dezember 1941 wurden beispielsweise mit 3 eingesetzten Wagen

Orte
  • Grenze Staatsgrenzen von 1937
  •  
Personen

Walther Rauff (1906–1984), Berufsoffizier; 1924–1937 Marineoffizier; 1937 NSDAP-, 1938 SS-Eintritt; von 1941 an im SD-Hauptamt in Berlin beschäftigt, als Leiter der Gruppe II D für technische Angelegenheiten im RSHA (Reichssicherheitshauptamt) an der Entwicklung von Gaswagen beteiligt, 1943/44 Führer einer Partisanenbekämpfungseinheit beim BdS (Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes) Italien; flüchtete 1945 aus brit. Gefangenschaft nach Syrien, 1949 Emigration nach Südamerika; 1958–1963 für den BND tätig, nach 1961 blieben mehrere Auslieferungsgesuche an die chilen. Regierung erfolglos.

Skript

Aktenvermerk (Geheime Reichssache!) des Reichssicherheitshauptamts, gez. In Auftrag Just, (Einzige Ausfertigung)

 

Vermerk:
Betrifft: Technische Abänderung an den im Betrieb eingesetzten und an den sich in Herstellung befindlichen Spezialwagen.


Seit Dezember 1941 wurden beispielsweise mit 3 eingesetzten Wagen 97 000 verarbeitet, ohne daß Mängel an den Fahrzeugen auftraten. Die bekannte Explosion in Kulmhof ist als Einzelfall zu bewerten. Ihre Ursache ist auf einen Bedienungsfehler zurückzuführen. Zur Vermeidung von derartigen Unfällen ergingen an die betroffenen Dienststellen besondere Anweisungen. Die Anweisungen wurden so gehalten, daß der Sicherheitsgrad erheblich heraufgesetzt wurde. Die sonstigen bisher gemachten Erfahrungen lassen folgende technische Abänderung zweckmäßig erscheinen:
1.) Um ein schnelles Einströmen des CO unter Vermeidung von Überdrucken zu ermöglichen, sind an der oberen Rückwand zwei offene Schlitze von 10 × 1 cm lichter Weite anzubringen. Dieselben sind außen mit leicht beweglichen Scharnierblechklappen zu versehen, damit ein Ausgleich des evtl. eintretenden Überdruckes selbsttätig erfolgt.
2.) Die Beschickung der Wagen beträgt normalerweise 9–10 pro m2. Bei den großräumigen Saurer-Spezialwagen ist eine Ausnutzung in dieser Form nicht möglich, weil dadurch zwar keine Überlastung eintritt, jedoch die Geländegängigkeit sehr herabgemindert wird. Eine Verkleinerung der Ladefläche erscheint notwendig. Sie wird erreicht durch Verkürzung des Aufbaues um ca. 1 m. Vorstehende Schwierigkeit ist nicht, wie bisher, dadurch abzustellen, daß man die Stückzahl bei der Beschickung vermindert. Bei einer Verminderung der Stückzahl wird nämlich eine längere Betriebsdauer notwendig, weil die freien Räume auch mit CO angefüllt werden müssen. Dagegen reicht bei einer verkleinerten Ladefläche und vollständig ausgefülltem Laderaum eine erheblich kürzere Betriebsdauer aus, weil freie Räume fehlen.

Da die Herstellerfirma gelegentlich einer Rücksprache betonte, daß konstruktive Abänderungen z. Zt. nicht oder nur für kleinste Abänderungen möglich sind, ist bei einer anderen Firma der Versuch zu unternehmen, mindestens eines dieser 10 Fahrzeuge mit allen Neuerungen und Abänderungen, die sich bisher aus der Praxis ergaben, auszustatten. Ich schlage vor, die Firma in Hohenmauth mit der Einzelausführung zu beauftragen.

Nach den Umständen ist bei diesem Fahrzeug mit einer späteren Fertigstellung zu rechnen. Es ist dann nicht nur als Muster-, sondern auch als Reserve-Fahrzeug bereitzuhalten bzw. einzusetzen. Bei Bewährung sind die übrigen Fahrzeuge nacheinander aus dem Betrieb zu ziehen und dem Musterfahrzeug entsprechend umzubauen.

SS-Obersturmführer Rauff
mit der Bitte um Kenntnisnahme und Entscheidung vorgelegt.