Dok. 10-073

Adolf Eichmann korrespondiert am 28. Februar 1942 mit Unterstaatssekretär Luther vom Auswärtigen Amt über anonyme Schreiben, die die Judenvernichtung im Reichsgau Wartheland anprangern


Das an das Auswärtige Amt gerichtete anonyme Schreiben über angebliche

Das an das Auswärtige Amt gerichtete anonyme Schreiben über angebliche

Orte
  • Grenze Staatsgrenzen von 1937
  •  
Personen

Adolf Eichmann (1906–1962), Vertreter; 1932 NSDAP- und SS-Eintritt; 1934–1938 im SD-Hauptamt tätig, führte von Sommer 1938 an die Geschäfte der Zentralstelle für jüdische Auswanderung, erst in Wien, ab März 1939 auch in Prag; von Dez. 1939 an Sonderreferent des RSHA (Reichssicherheitshauptamt) für die Räumung der annektierten Ostprovinzen, dann Leiter des Ref. IV D4 (Räumungsangelegenheiten und Reichszentrale für jüdische Auswanderung), spätestens von März 1941 an IV B 4 (Juden-, Räumungsangelegenheiten), von März 1944 an Leiter des Sondereinsatzkommandos in Ungarn; 1945 Inhaftierung, 1946 Flucht, 1950–1960 in Argentinien untergetaucht, 1960 nach Israel entführt, dort 1961 zum Tode verurteilt, hingerichtet.

 

Martin Luther (1895–1945), Möbelinspekteur; 1932 NSDAP- und SA-Eintritt; von 1936 an Hauptreferent im Amt Ribbentrop, wechselte 1938 ins AA, von 1940 an Leiter der Abt. Deutschland; 1941 UStS (Unterstaatssekretär), 1942 Vertreter des AA bei der Wannsee-Konferenz, 1943–1945 nach einem Komplott gegen Ribbentrop im KZ Sachsenhausen inhaftiert; starb kurz nach Kriegsende.

Skript

Schreiben (Geheim!) des Chefs der Sicherheitspolizei und Sicherheitsdienst, gezeichnet Eichmann

 

Lieber Kamerad Luther!
Das an das Auswärtige Amt gerichtete anonyme Schreiben über angebliche Vorgänge im Hinblick auf die Lösung der Judenfrage im Warthegau, welches Sie mir mit Ihrem Schreiben vom 6. Februar 1942 übersandten, habe ich sofort in entsprechende Bearbeitung gehen lassen. Die Ermittlungen laufen zur Zeit.
Daß dort, wo gehobelt wird, Späne fallen, läßt sich nun einmal nicht vermeiden, und es liegt auf der Hand, daß der Gegner stets versuchen wird, die gegen ihn gerichteten Maßnahmen nach Tunlichkeit aufzubauschen mit dem Ziel der Mitleiderregung und Hoffnung auf Abstellung. Gerade der Jude versucht, seitdem die Arbeiten zur Abdrängung dieses Gegners seinerzeit in verstärktem Maße von mir in Angriff genommen wurden, laufend durch anonyme Schreiben an fast alle Stellen des Reichsgebietes seinem verdienten Schicksal hierdurch zu entgehen.
Heil Hitler!