Susi Grunberg-Gelbardowa geb. Grünberg(*1910) aufgewachsen in Danzig, nach ihrer Heirat wohnhaft in Bydgoszcz, 1940 als Flüchtling in Pinsk registriert. Vermutlich starb Susi Gelbart bei dem Massaker vom 4. 9. 1942.
Mein lieber, geliebter Mann!
Ich sitze vielleicht das letzte Mal in diesem Zimmer, in dem wir so glücklich waren und schreibe Dir einige Abschiedsworte. Ich fühle, daß Du lebst, und hoffe, daß diese Zeilen in Deine Hände fallen werden. Die Gräber sind vorbereitet, früher oder später, wahrscheinlich heute Nacht, wird das Unvermeidliche geschehen. Ich sterbe ungern, aber ich will wie ein „Mann“ sterben, wenn es mir nicht gelingt zu entfliehen. Was ich mit dem Kinde machen werde, ist noch unbestimmt. Die Schlinge ist so fest zugezogen, daß man nicht entkommen kann.
Ich kann nicht sagen, daß ich Angst habe, obgleich ich nervös bin. Diesen Abend werde ich in Gedanken an Dich verbringen und an die Vergangenheit.
Ich habe dich geliebt, und ich war sehr glücklich mit Dir.
Grüße alle, meine Eltern, Schwester und alle anderen guten Freunde.
Du hast die Pflicht, nach dem Kriege ein neues Leben für dich aufzubauen. Ich werde immer über Dir wachen.
Ich küsse Dich tausendmal und streichle Dein Haar, Dein Gesicht, Deinen Körper.