Dok. 15-247

Der Arbeitsdienstler Zoltán Bíró erfährt von einer Freundin am 19. Juli 1944, dass seine Eltern deportiert wurden und die Juden in Budapest in „Judenhäuser“ zusammenziehen mussten


Mein teurer Zoli,
Deine Karte vom 6. habe ich

Mein teurer Zoli,
Deine Karte vom 6. habe ich

Orte
  • Grenze Staatsgrenzen von 1937
  •  
Skript

Handschriftl. Feldpostkarte von Frau Endre Racz, gez. Margit

 

Mein teurer Zoli,

Deine Karte vom 6. habe ich erhalten. Deine Nachrichten haben mich sehr geschmerzt. Leider sind Deine Informationen richtig, denn Deine Eltern sind tatsächlich nicht mehr an ihrem einstigen Wohnort zu erreichen. Sie haben ihn am 16. Juni verlassen. Aus Szeged bekam ich noch eine Karte, seitdem nichts mehr. Mein Zoli, ich denke, ich muss nicht in Einzelheiten gehen, um meine Gefühle zu beschreiben, ich denke Tag und Nacht an sie und fühle mich völlig hilflos. Alle sind fort, nur Laci und Ingenieur Friedmann sind geblieben. Ich korrespondiere standig mit Laci, aber auch er weiss nichts. Meines Wissens sind die Csanyas und alle anderen ebenfalls weg. Auch Deine Grossmutter ist nicht mehr in Kisber, niemand weiss, wo sie ist. Arpad Bohm und die anderen [sind] ebenfalls [weg]. Rozsa und die ihren wohnen hier in Pest, inzwischen sind sie in die Vorosmarty-Strasse 4 umgezogen, da das Haus, in dem sie lebten, nicht zum Judenhaus erklärt worden ist. Ich konnte bleiben, eine weitere Familie wurde in das andere Zimmer eingewiesen.

Mein Teurer, passe um Deiner Mutter willen sehr auf Dich auf. Ich küsse Dich Millionen Mal mit inniger Liebe.