Dok. 15-205

Die 14-jährige Erzsébet Fóti denkt am 12. Juni 1944 angesichts der neuen Gettoverordnung darüber nach, wie es wäre zu sterben


Heute ist die Gettoverordnung veröffentlicht

Heute ist die Gettoverordnung veröffentlicht

Orte
  • Grenze Staatsgrenzen von 1937
  •  
Personen

Erzsébet Fóti (*1930), mit Beginn der Gettoisierung in Budapest lebte sie in einem „Judenhaus“, später wurde sie im Kloster Sacré Coeur untergebracht, Ende Dez. 1944 Umzug in ein geschütztes Haus, überlebte den Krieg im Großen Getto in Budapest.

Skript

Tagebuch (Abschrift)

 

Heute ist die Gettoverordnung veröffentlicht worden. Wir leben in größter Unsicherheit. Ich möchte sterben. Vielleicht wird es auch geschehen ... Jetzt heule ich. Nicht als ob ich mir selbst leidtun würde. Nur so. Wozu bin ich auf diese scheußliche Welt gekommen. Jetzt fehlt mir die Schule sehr. Dort ist mir der Tod nicht in den Sinn gekommen. Wie schrecklich dieses Wort ist. Heute bin ich mit der Straßenbahn gefahren und habe einen Mann gesehen. Einen ganz gewöhnlichen, alltäglichen Mann. Ich habe mir gedacht, was wäre, wenn dieser Mann heute Nacht Selbstmord beginge. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich überhaupt nicht [mehr] normal bin. Wenn ich [nur] wüsste, wie es mit mir weitergeht, wo ich enden werde. Ob ich überhaupt noch sein werde. Ich grüble darüber schon seit wer weiß wie vielen Nächten nach. Ich bin lebensmüde. Ich bin blöd. Ich bin nicht normal.