Elli Friedländer, geb. Glaser (*1905); Tochter eines Textilunternehmers aus Rochlitz an der Iser (Rokytnice nad Jizerou), floh 1939 mit ihrer Familie zunächst nach Paris, 1940 nach Néris-les-Bains in der Südzone, im Sept. 1942 nach einem Fluchtversuch zusammen mit ihrem Mann von den Schweizer Behörden der franz. Gendarmerie übergeben, vom Sammellager Rivesaltes nach Drancy und von dort einen Monat später nach Auschwitz deportiert, wo sie ums Leben kam.
Hans Friedländer (1897–1942), Jurist; 1914–1918 Offizier in der österreich.-ungar. Armee, danach stellv. Direktor der tschechoslowak. Filiale einer deutschen Versicherungsgesellschaft; Anfang Nov. 1942 zusammen mit seiner Frau nach Auschwitz verschleppt, dort einen Monat später umgekommen.
Vermutlich Frau Macé de Lepinay.
Handschriftl. Brief
Sehr geehrte Frau de Lepinay,
wir haben nach einer sehr ermüdenden Reise die Schweiz erreicht und wurden wieder ausgewiesen. Man hat uns nicht richtig informiert, und wir warten nun auf unsere Überführung in das Lager von Rivesaltes, wo man über unser Schicksal auf eine Weise entscheiden wird, die Sie gut kennen. Uns fehlen die Worte, um Ihnen unser Unglück und unsere Verzweiflung zu beschreiben. Außerdem sind wir ohne unser Gepäck. Können Sie sich unsere physische und psychische Verfassung vorstellen? Wenn es jemand kann, dann Sie mit Ihrer großen Güte und Ihrem tiefen Mitleid! Vielleicht kann eine Intervention in Vichy uns das Schlimmste ersparen. Es ist nicht das Lager, das wir fürchten, Sie wissen es nur zu gut. Wenn Sie die geringste Möglichkeit haben, uns zu helfen, zögern Sie nicht; wir bitten Sie inständig, handeln Sie schnell, in Vichy wird man bestimmt eine Lösung finden, die weniger katastrophal für uns wäre. Vergessen Sie den Kleinen nicht! Gott belohne und segne Sie und Ihre ganze Familie!
Elli und Jan Friedländer