Dok. 09-023

Der Psychologe Tadeusz Tomaszewski schildert in seinem Tagebuch am 9. Dezember 1941 die Verfolgung und Erschießung von Juden in Lemberg

Drei Tage lang, Donnerstag, Freitag und Samstag, wurden Juden

Drei Tage lang, Donnerstag, Freitag und Samstag, wurden Juden

Orte
  • Grenze Staatsgrenzen von 1937
  • Grenze Staatsgrenzen und Grenzen der Unionsrepubliken der UdSSR 1938–1941
  • Grenze Deutsch-sowjetische Demarkationslinie im besetzten Polen vom 28. Sept.1939
  • Grenze Grenze zwischen den eingegliederten Gebieten und dem Generalgouvernement
Personen

Dr. Tadeusz Tomaszewski (1910–2000), Psychologe; Begründer der Tätigkeitspsychologie; 1938/39 Forschungsaufenthalt in Paris; 1939–1941 Assistent am Lehrstuhl für Psychologie der Universität Lemberg, im 2. Halbjahr 1941 verbarg er in seiner Wohnung Aleksander Bloch, 1941/42 hielt er psychologische Sprechstunden ab, 1943/44 arbeitete er im Lebensmittel-Zentralinstitut in Lemberg; 1945–1950 in Lublin, dann bis 1980 Professor in Warschau.

 

Dzidzia: Vermutlich Elżbieta Lewicka, eine Arbeitskollegin von Tomaszewski.

Skript

Handschriftl. Tagebuch

 

[…] Drei Tage lang, Donnerstag, Freitag und Samstag, wurden Juden verhaftet und am Sonntag mit Autos zur Sandgrube gebracht. Den ganzen Vormittag über wurden sie abtransportiert. Dieses Schauspiel habe ich zum ersten Mal mit eigenen Augen gesehen. Zuerst sah ich einen Lkw, der in schnellem Tempo stadteinwärts fuhr. Darin fuhren vier Gestapoleute, schwarz angezogen, in schwarzen Mänteln und mit schwarzen Helmen. Dieser Anblick war bemerkenswert, weil man so etwas selten sieht, aber zunächst verstand ich nicht, worum es ging. Doch dann fuhr ein ähnlicher Wagen in Richtung Stadtgrenze. Der Wagen war beladen, aber die Ladung war mit einer Plane bedeckt. An den vier Ecken des Wagens standen ebenso schwarz gekleidete Gestalten. Mir fiel ein, dass mir jemand erzählt hatte, so würden sie die Juden zur Sandgrube abtransportieren. Die Leute blieben stehen und drehten sich nach den vorbeifahrenden Wagen um, niemand lachte. Bei Dzidzia traf ich die etwas aufgeregte Milchfrau, die erzählte, sie habe sich anderthalb Stunden in Lesienice aufgehalten, weil in der Sandgrube anderthalb Stunden lang Juden erschossen worden seien. Als ich nach Hause zurückging, sah ich erneut einen Wagen, der zurückfuhr. Dieses Mal standen vier ukrainische Milizionäre darauf. Unmittelbar danach erschien ein Wagen, der stadtauswärts raste. Auf der Ladefläche saßen zwei ältere Jüdinnen, in Mänteln, aber barhäuptig. Drei bewachten sie.

[…]