Ereignismeldung für die Zeit vom 1. bis 7.9.1940
1. Festnahme eines Wehrmachtsangehörigen und dreier Jüdinnen
(Verdacht der Rassenschande)
Am 31.8.1940, gegen 22 Uhr, stellte ich fest, daß im Hause Horst-Wesselstr. Nr. 16, in dem nur Juden wohnen, ein Wehrmachtsangehöriger sich aufhielt. Ich durchsuchte das Haus und traf den Gefreiten Westphal von der 3. Kompanie Landesschützenbat. Nr. 413 bei der jüdischen Familie Rosner in der Wohnung an. In der Wohnung waren Frau Rosner und deren Töchter Helene und Lotte anwesend. Der Jude Rosner selbst verbüßt z.Zt. eine Gefängnisstrafe. Es war der Verdacht schon lange aufgetaucht, daß die Töchter der gewerbsmäßigen Unzucht nachgehen. Schon öfter sind Wehrmachtsangehörige bei[m] Betreten des Hauses beobachtet worden. Gefreiter Westphal hatte in der Wohnung seinen Uniformrock, Koppel und Mütze abgelegt, es sich also dort bequem gemacht. Daß er mit einer der Töchter geschlechtlich verkehrt hat, konnte ihm von mir nicht nachgewiesen werden, [er] bestritt dies auch. Es war ihm bekannt, daß der Verkehr mit Juden in jeder Form verboten ist. Westphal ist auch schon vorher von mir beim Verlassen des Hauses einmal gestellt und verwarnt worden, er war also nicht das erstemal, sondern wahrscheinlich ständiger Gast bei den Juden. Westphal wurde dem Standortältesten Oberleutnant Vogler übergeben, und Frau Rosner sowie deren Töchter [wurden] festgenommen und im Polizeigefängnis festgesetzt. Anzeige wurde an Herrn Oberstaatsanwalt und an die Geheime Staatspolizei in Bielitz erstattet.