Dok. 03-135

In den Meldungen aus dem Reich wird am 20. Januar 1941 über Reaktionen auf den Film „Der ewige Jude” berichtet

Aufgrund der ausführlichen Vorankündigungen in Presse und Rundfunk

Aufgrund der ausführlichen Vorankündigungen in Presse und Rundfunk

Orte

_._._ Staatsgrenzen von 1937

Skript

Zur Aufnahme des politischen Aufklärungsfilmes „Der ewige Jude“

Aufgrund der ausführlichen Vorankündigungen in Presse und Rundfunk ist der dokumentarische Film „Der ewige Jude“ nach Meldungen aus allen Teilen des Reiches von der Bevölkerung mit großer Spannung erwartet worden.

Nach zahlreich vorliegenden Meldungen wurde von Besuchern immer wieder hervorgehoben, daß die Bilddokumente dieses Filmes mit dem weit gespannten Überblick über Leben und Treiben der Juden diesen hochgespannten Erwartungen durchaus entsprochen haben und daß der Film aufklärender, überzeugender und einprägsamer gewirkt habe als viele antijüdische Schriften. Durchweg sei anerkannt worden, in welch hohem Maße hier das erreichbare Bildmaterial zu einem Ganzen gestaltet worden sei.

Besonders zustimmend seien – wie aus München, Koblenz, Schwerin, Danzig, Halle, Königsberg, Kiel, Neustadt/Weinstraße, Leipzig, Karlsbad, Potsdam und Berlin berichtet wird – die kartographischen und statistischen Darstellungen über die Ausbreitung des Judentums (der Vergleich mit den Ratten wurde als besonders eindrucksvoll hervorgehoben) und über die Ausweitung seines Einflusses in allen Lebensgebieten und in allen Ländern der Welt aufgenommen worden. Große Beachtung haben besonders die Aufnahmen von Juden in USA gefunden. Man sei überrascht gewesen, wie offen der jüdische Einfluß und die jüdische Vormachtstellung in USA aufgezeigt worden seien (Schwerin, Karlsbad).

Besonders eindrucksvoll seien daneben diejenigen Szenen gewesen, in denen der Jude „im Original“ und „in europäischer Fassung“ als Weltmann gezeigt wurde (Leipzig), wie überhaupt die Gegenüberstellungen (jüdisches Ghetto – Aufmarsch der deutschen Jugend beim Reichsparteitag) außerordentlich eindrucksvoll wirkten. Geradezu befreit und begeistert sei – nach einer Meldung aus München – während des Filmes applaudiert worden, als der Führer bei der Stelle einer seiner Reden gezeigt wurde, mit der er voraussagte, daß ein neuer Krieg nur das Ende und die Vernichtung des Judentums zur Folge haben könne.

Von besonders überzeugender Wirkung sei überall die Darstellung des Werdeganges der Familie Rothschild und besonders der Nachweis gewesen, daß die einzelnen Familienmitglieder in verschiedenen Ländern naturalisiert wurden, wodurch sie als anerkannte Staatsbürger in den wichtigsten Ländern Fuß faßten. Diese Darstellung und die Gegenüberstellungen von Typen einzelner Juden in allen Weltteilen habe – wie aus zahlreichen Gesprächen entnommen werden konnte – schlagend klargemacht, daß der Jude trotz aller äußeren Anpassung an Staaten, Sprachen und Lebensgebiete doch immer Jude bleibe.

Aufgrund der außerordentlich starken Propaganda für den Film und der eindrucksvollen Gestaltung der dokumentarischen Bildbelege haben die ersten Aufführungen auch einen außerordentlichen Besuch aufzuweisen gehabt. Das Interesse der Bevölkerung habe jedoch örtlich oft bald nachgelassen, da der Film allzu rasch auf den Großfilm „Jud Süß“ gefolgt sei.

Da der Film „Jud Süß“ von einem großen Teil der Bevölkerung bereits besucht worden war, nahm man nach den vorliegenden Berichten sehr oft an, daß der Dokumentarfilm „Der ewige Jude“ nichts wesentlich Neues bringen könne. Übereinstimmend wird z.B. aus Innsbruck, Dortmund, Aachen, Karlsruhe, Neustadt/Weinstraße, Bielefeld, Frankfurt/Main und München berichtet, daß oft nur der politisch aktivere Teil der Bevölkerung den Dokumentarfilm besucht habe, während das typische Filmpublikum ihn teilweise mied und örtlich eine Mundpropaganda gegen den Film und seine stark realistische Darstellung des Judentums getrieben wurde.

Die Widerlichkeit des Dargestellten an sich und vor allem die Schächtszenen seien dementsprechend immer wieder als Hauptgrund gegen den Besuch des Filmes gesprächsweise zum Ausdruck gekommen. Der Film sei wiederholt als eine außerordentliche „Nervenbelastung“ bezeichnet worden (Neustadt/Weinstraße). So habe auch der Besuch vor allem in Nordwest-, West- und Süddeutschland und in der Ostmark teilweise sehr schnell nachgelassen. Nach Meldungen aus Westdeutschland und auch aus Breslau haben einzelne Besucher des öfteren während der Vorführung die Lichtspielhäuser angewidert verlassen. Dabei seien Äußerungen wie „Wir haben ‚Jud Süß‘ gesehen und haben nun genug von dem jüdischen Dreck!“ gefallen. Vereinzelt seien Frauen und auch Männer jüngeren Alters während der Vorführung der Schächtszenen ohnmächtig geworden.

Häufig sei geäußert worden, „Jud Süß“ habe das Judentum bereits so überzeugend dargestellt, daß es dieser neuen, noch krasseren Beweismittel in dem unmittelbar danach aufgeführten Dokumentarfilm nicht mehr bedurft habe. Demgegenüber werden sehr zahlreiche Äußerungen, vor allem aus politisch aktiven Bevölkerungskreisen gemeldet, nach denen der Film als außerordentlich eindrucksvolles Dokument sehr dankbar aufgenommen worden ist.