Dok. 15-195

Der Verband der Juden in Ungarn stellt im Mai 1944 Informationen über die Lage im Getto Nagyvárad (Oradea) zusammen


Die Aussiedlung in die markierten Straßenzüge hat begonnen

Die Aussiedlung in die markierten Straßenzüge hat begonnen

Orte
  • Grenze Staatsgrenzen von 1937
  •  
Skript

Handschriftl. und maschinenschriftl. Aufzeichnungen

 

7. Mai. Die Aussiedlung in die markierten Straßenzüge hat begonnen.Briefe und Päckchenkönnen über den Judenrat versandt werden.

10. Mai. Die Übersiedlung ist abgeschlossen. Die christliche Bevölkerung hat die markierten Straßenzüge noch nicht verlassen. Nach deren Umzug wird sich die Lage entspannen.

14. Mai. Nagyvárad: Die Menschen aus Nagyvárad sind im sogenannten Großen Getto in den für sie vorgesehenen Straßen untergekommen.Die Juden aus dem Komitat Bihar wurden im sogenannten Kleinen Getto untergebracht, das sich außerhalb der Stadt am Standort der Stadtreinigung befindet.Die Unterbringung erfolgte dort in Wirtschaftsgebäuden, in den Wohnungen der Unteroffiziere, in Ställen und nicht überdachten Räumlichkeiten. Die Lage im Kleinen Getto ist verzweifelt. Ein Teil der Internierten durfte nichts mitnehmen. Die Essensversorgung ist katastrophal. Sie [die Gettobewohner] bekommen täglich 70 Gramm Brot, mittags eine Suppe und abends schwarzen Kaffee. Die christliche Bevölkerung darf sich dem Getto überhaupt nicht nähern. Seit einigen Tagen ist die Bewachung von der Polizei an die Gendarmerie übergegangen. Seither verschlechtern sich die Verhältnisse sehr. Im Großen Getto ist die Lage etwas erträglicher, weil die Juden hier in Wohnungen untergebracht sind, obwohl die Überfüllung auch hier unglaubliche Ausmaße hat. Die Versorgung hat seit Sonntag angeblich die Stadt übernommen.
Meldung aus Ungvár: [Die Juden] aus Érmihályfalva wurden nach Nagyvárad gebracht.

31. Mai. Es wird bestätigt, dass die in der alten Vorstadt konzentrierten 6–7000 Juden von dort aus mit mehreren Zügen abtransportiert worden sind.