Dok. 04-206

Eine oppositionelle Gruppe im Getto Litzmannstadt (Lodz) ruft zu einer Hungerdemonstration am 4. Dezember 1940 auf

An alle Hungernden.
Unsere ungebetenen Vertreter wollen

An alle Hungernden.
Unsere ungebetenen Vertreter wollen

Orte
  • Grenze Staatsgrenzen von 1937
  • Grenze Staatsgrenzen und Grenzen der Unionsrepubliken der UdSSR 1938–1941
  • Grenze Deutsch-sowjetische Demarkationslinie im besetzten Polen vom 28. Sept.1939
  • Grenze Grenze zwischen den eingegliederten Gebieten und dem Generalgouvernement
  •  
Skript

Handschriftl. Flugblatt

 

An alle Hungernden.

Unsere ungebetenen Vertreter wollen uns aushungern, das können wir belegen:

1) die Unterstützung für den 12. M[onat], die vom 1.11. bis heute hätte ausgezahlt werden müssen, haben Hunderte von Menschen nicht erhalten, 2) die Talone für Kartoffeln, die uns vor dem Hunger hätten bewahren können, wurden eingezogen. Statt der Talone wurden Rationen ausgegeben, und auf diese Weise ziehen sie uns die letzten Groschen aus der Tasche, damit wir nichts haben, um Brot zu kaufen. Kartoffeln werden erst dann ausgegeben, wenn sie nicht mehr zum Verzehr geeignet sind. Und mit diesem Ziel rufen wir euch auf, am 4.12. um 11 Uhr morgens an der Kreuzung Brzezińska- und Młynarska-Straße zu zeigen, dass wir lieber durch das Schwert als durch Hunger sterben wollen, rufen wir euch, überwiegend die ehemaligen Soldaten, zum Entscheidungskampf auf, gleichzeitig wenden wir uns an diejenigen, die gestern noch hungerten und heute Polizisten sind: Denkt daran, dass der Kampf, zu dem wir gezwungen sind, blutig sein wird. Wir lassen uns nicht aushungern, wir lassen uns nicht durch die Registrierung zur Arbeit einlullen, denn daraus wird nichts, und selbst wenn etwas dabei herauskommen sollte, wird unsere Familie hungers sterben.

Komitee zum Schutz der jüdischen Bevölkerung vor dem Hunger.

Denkt daran, dass es besser ist, durch das Schwert als durch Hunger zu sterben.

Schluss mit den leeren Versprechungen.