Gespräch mit Omer Bartov,
Brown Universitiy, Providence, RI

Genozid, Holocaustforschung, Kollaboration und Verbrechen

Omer Bartov im Gespräch mit Henryk Jarczyk Aus dem Englischen von Jan Georg Tabor

Welche Schwerpunkte setzte die frühe Holocaustforschung und was hat sie versäumt? Darf der Holocaust auf die Dimension ‚Nazideutschland‘ reduziert werden oder muss er immer in seiner gesamteuropäische Dimension betrachtet werden? Wie ist aus heutiger Sicht die Kollaboration anderer Staaten mit Nazi-Deutschland zu betrachten? Wie konnte es in Polen zu den Verbrechen kommen, die von der polnischen Bevölkerung an den polnischen Juden begangen wurden? Wie hat sich die Forschungslage durch die Öffnung der osteuropäischen Archive seit 1989 verändert? Welchen Stellenwert hat die 16 bändigen Quellenedition für die Holocaustforschung? Wie kann neuere Holocaustforschung eine breite Öffentlichkeit erreichen? Wie verändert die Tatsache, dass es irgendwann keine Zeitzeugen mehr geben wird, die Geschichtsschreibung über den Holocaust?

What was the thematic priority of the early Holocaust Studies and what did it neglect? Is it allowed to reduce the Holocaust to the dimension of Nazi-Germany or do we have to look at it as a European problem? How should we interpret the collaborations of other states with Nazi-Germany from a contemporary point of view? How can crimes of Poles against polish Jews under German occupation be explained? How did the Holocaust studies change with the opening of East-European archives since 1989? How important are the 16 volumes of the document collection for the Holocaust Studies? How can current research on the Holocaust reach a wider public? How does the fact that someday no contemporary witness will be alive any more change the research on the holocaust?