Dok. 09-236

Leon Feiner und Adolf Berman beschreiben am 28. April 1943 den Widerstand am neunten Tag des Aufstands im Warschauer Getto und fordern die Alliierten zum Eingreifen auf

Das Warschauer Getto kämpft schon den

Das Warschauer Getto kämpft schon den

Orte
  • Grenze Staatsgrenzen von 1937
  • Grenze Staatsgrenzen und Grenzen der Unionsrepubliken der UdSSR 1938–1941
  • Grenze Deutsch-sowjetische Demarkationslinie im besetzten Polen vom 28. Sept.1939
  • Grenze Grenze zwischen den eingegliederten Gebieten und dem Generalgouvernement
Skript

Funkmeldung

 

[…]

Das Warschauer Getto kämpft schon den neunten Tag heldenhaft. SS und Wehrmacht belagern es. Sie bombardieren es unablässig. Gegen 40.000 Juden setzen sie Artillerie, Flammenwerfer und Brandbomben ein, die von Flugzeugen abgeworfen werden. Mit Minen sprengen sie Häuserblocks, in denen Widerstand geleistet wird. Das Getto steht in Flammen. Rauchwolken hüllen die Stadt ein. Kinder und Frauen kommen bei lebendigem Leib um. Der Feind mordet massenhaft. Die Ausgänge aus der Kanalisation hat man verschlossen und dort deutsche Posten aufgestellt. Die Aufständischen kämpfen verbissen. Sie fügen dem Feind große Verluste zu. Sie zünden Fabriken und Magazine der deutschen Rüstungsindustrie an. […] Die Haltung der Verteidiger weckt bei der [polnischen] Bevölkerung des Landes Bewunderung, bei den Deutschen lässt sie Scham und Wut aufkommen. Es wurde ein Aufruf der Jüd. Kampforg. veröffentlicht, der sich an die Bevölkerung der Hauptstadt richtet. Polnische Arbeiterparteien sprechen in einer Reaktion darauf den Kämpfern des Gettos ihre Hochachtung aus.

Sofortige und zum Erfolg führende Hilfe kann in diesem Augenblick [nur] die Macht der Alliierten leisten. Im Namen von Millionen schon ermordeter Juden, im Namen derjenigen, die jetzt gerade verbrennen und niedergemetzelt werden, im Namen der heroisch Kämpfenden und von uns allen, die wir zum Tode verurteilt sind, rufen wir der ganzen Welt zu:

Die machtvolle Vergeltung der Alliierten soll schon jetzt an dem blutrünstigen Feind geübt werden und nicht erst in einer noch dunklen Zukunft – auf eine Art und Weise, die man allgemein als Rache versteht.

Die uns am nächsten stehenden Verbündeten sollen sich endlich der Dimension ihrer historischen Verantwortung bewusst werden, die sie durch ihre Untätigkeit gegenüber dem beispiellosen, an einem ganzen Volk verübten nationalsozialistischen Verbrechen, dessen tragischer Epilog sich gegenwärtig abspielt, auf sich genommen haben. Das heldenhafte und historisch einmalige Aufbegehren der im Getto zum Tod Verurteilten soll die Welt endlich zu Taten in dieser Sache bewegen, die der Größe des Augenblicks angemessen sind.

28.4.43. […]