Dok. 09-026

Regierung und Behördenleiter des Generalgouvernements sprechen am 16. Dezember 1941 über die Fleckfiebergefahr und die nächsten Schritte bei der Verfolgung der Juden


Generalgouverneur Hans Frank beendet

Generalgouverneur Hans Frank beendet

Orte
  • Grenze Staatsgrenzen von 1937
  • Grenze Staatsgrenzen und Grenzen der Unionsrepubliken der UdSSR 1938–1941
  • Grenze Deutsch-sowjetische Demarkationslinie im besetzten Polen vom 28. Sept.1939
  • Grenze Grenze zwischen den eingegliederten Gebieten und dem Generalgouvernement
  •  
Personen

Hans Frank (1900–1946), Jurist; 1919 im Freikorps Epp, 1923 Teilnehmer am Hitlerputsch, SA- und NSDAP-Eintritt, 1926 Rechtsbeistand Hitlers, gründete 1928 den NS-Juristenbund, von 1930 an MdR (Mitglied des Reichstags), 1933–1942 Leiter des NSDAP-Reichsrechtsamts; 1933/34 bayer. Justizminister, 1934–1945 Reichsminister ohne Geschäftsbereich, von Okt. 1939 an Generalgouverneur in Polen; 1945 verhaftet, 1946 im Nürnberger Prozess zum Tode verurteilt und hingerichtet.

 

Dr. Herbert Hummel (1907–1944), Jurist; 1923 NSDAP- und 1933 SA-Eintritt; von 1933 an Staatsanwalt in München; ab 1935 Reichshauptstellenleiter im Reichsrechtsamt der NSDAP; von Dez. 1939 an Leiter der Präsidialabt. beim Chef des Distriks Warschau, 1943/44 stellv. Gouverneur im Distrikt; während des Warschauer Aufstands getötet.

 

Dr. Josef Bühler (1904–1948), Jurist; 1930–1932 in der Anwaltskanzlei von Hans Frank tätig; 1933 NSDAP-Eintritt; 1933 Amtsgerichtsrat, 1935 Oberstaatsanwalt am OLG (Oberlandesgericht) München, 1938 Leiter von Franks Ministerialbüro, 1939/40–1945 Amtschef, StS (Staatssekretär) und Stellv. des Generalgouverneurs Frank; 1942 Teilnehmer der Wannsee-Konferenz; 1948 in Polen verurteilt und hingerichtet.

 

Reinhard Heydrich (1904–1942), Berufssoldat; 1922–1931 bei der Reichsmarine; 1931 NSDAP- und SS-Eintritt; von 1932 an Leiter des SD bzw. des SD-Hauptamts, von 1934 an Chef des Gestapa (Geheimen Staatspolizeiamtes) in Berlin, 1936–1942 Chef der Sicherheitspolizei und des SD, 1939–1942 Leiter des RSHA (Reichssicherheitshauptamtes), von Sept. 1941 an zugleich stellv. Reichsprotektor von Böhmen und Mähren; an den Folgen eines Attentats in Prag am 4.6.1942 gestorben.

Skript

Protokoll der Regierungssitzung in Krakau

Generalgouverneur Hans Frank beendet die Regierungssitzung mit einer Rede:

 

[...]

Mit den Juden – das will ich Ihnen auch ganz offen sagen – muß so oder so Schluß gemacht werden. Der Führer sprach einmal das Wort aus: Wenn es der vereinigten Judenschaft wieder gelingen wird, einen Weltkrieg zu entfesseln, dann werden die Blutopfer nicht nur von den in den Krieg gehetzten Völkern gebracht werden, sondern dann wird der Jude in Europa sein Ende gefunden haben. Ich weiß, es wird an vielen Maßnahmen, die jetzt im Reich gegenüber den Juden getroffen werden, Kritik geübt. Bewußt wird – das geht aus den Stimmungsberichten hervor – immer wieder versucht, von Grausamkeit, von Härte usw. zu sprechen. Ich möchte Sie bitten: Einigen Sie sich mit mir zunächst, bevor ich jetzt weiterspreche, auf die Formel: Mitleid wollen wir grundsätzlich nur mit dem deutschen Volke haben, sonst mit niemandem auf der Welt. Die anderen haben auch kein Mitleid mit uns gehabt. Ich muß auch als alter Nationalsozialist sagen: Wenn die Judensippschaft in Europa den Krieg überleben würde, wir aber unser bestes Blut für die Erhaltung Europas geopfert hätten, dann würde dieser Krieg doch nur einen Teilerfolg darstellen. Ich werde daher den Juden gegenüber grundsätzlich nur von der Erwartung ausgehen, daß sie verschwinden. Sie müssen weg. Ich habe Verhandlungen zu dem Zwecke angeknüpft, sie nach dem Osten abzuschieben. Im Januar findet über diese Frage eine große Besprechung in Berlin statt, zu der ich Herrn Staatssekretär Dr. Bühler entsenden werde. Diese Besprechung soll im Reichssicherheitshauptamt bei SS-Obergruppenführer Heydrich gehalten werden. Jedenfalls wird eine große jüdische Wanderung einsetzen.

Aber was soll mit den Juden geschehen? Glauben Sie, man wird sie im Ostland in Siedlungsdörfern unterbringen? Man hat uns in Berlin gesagt: Weshalb macht man diese Scherereien; wir können im Ostland oder im Reichskommissariat auch nichts mit ihnen anfangen, liquidiert sie selber! Meine Herren, ich muß Sie bitten, sich gegen alle Mitleidserwägungen zu wappnen. Wir müssen die Juden vernichten, wo immer wir sie treffen und wo es irgend möglich ist, um das Gesamtgefüge des Reiches hier aufrechtzuerhalten. Das wird selbstverständlich mit Methoden geschehen, die anders sind als diejenigen, von denen Amtschef Dr. Hummel gesprochen hat. Auch die Richter der Sondergerichte können nicht dafür verantwortlich gemacht werden, denn das liegt eben nicht im Rahmen des Rechtsverfahrens. Man kann bisherige Anschauungen nicht auf solche gigantischen einmaligen Ereignisse übertragen. Jedenfalls müssen wir aber einen Weg finden, der zum Ziele führt, und ich mache mir darüber meine Gedanken.

Die Juden sind auch für uns außergewöhnlich schädliche Fresser. Wir haben im Generalgouvernement schätzungsweise 2,5, vielleicht mit den jüdisch Versippten und dem, was alles daran hängt, jetzt 3,5 Millionen Juden. Diese 3,5 Millionen Juden können wir nicht erschießen, wir können sie nicht vergiften, werden aber doch Eingriffe vornehmen können, die irgendwie zu einem Vernichtungserfolg führen, und zwar im Zusammenhang mit den vom Reich her zu besprechenden großen Maßnahmen. Das Generalgouvernement muß genau so judenfrei werden, wie es das Reich ist. Wo und wie das geschieht, ist eine Sache der Instanzen, die wir hier einsetzen und schaffen müssen und deren Wirksamkeit ich Ihnen rechtzeitig bekanntgeben werde. […]