Dok. 09-024

Frau Rathauser hält zwischen dem 29. November und dem 10. Dezember 1941 in Tagebucheintragungen ihr Leben in Verstecken im Gebiet Delatyn fest

Der 21. Tag im Keller. Das ist mein Kalender. Hier habe ich ein neues

Der 21. Tag im Keller. Das ist mein Kalender. Hier habe ich ein neues

Orte
  • Grenze Staatsgrenzen von 1937
  • Grenze Staatsgrenzen und Grenzen der Unionsrepubliken der UdSSR 1938–1941
  • Grenze Deutsch-sowjetische Demarkationslinie im besetzten Polen vom 28. Sept.1939
  • Grenze Grenze zwischen den eingegliederten Gebieten und dem Generalgouvernement
Personen

Frau Rathauser war im Sept. 1941 Zeugin einer Mordaktion in Peczeniżyn geworden und hatte im Okt. gesehen, wie die Juden zur Erschießung aus der Stadt Delatyn geführt wurden.

 

Aleksa Pańczyszynowa hatte zuvor zusammen mit ihrem Mann Wasyl Pańczyszyn Frau Rathauser und (ihren Sohn?) Igo in Delatyn beherbergt; sie hatte die beiden in Bauerntracht zu einem ihr bekannten Ehepaar gebracht, das abseits wohnte. Dort lebten sie im Keller versteckt. Aleksa Pańczyszynowa übergab die Tagebuchaufzeichnungen am 16.3.1946 der Jüdischen Historischen Kommission in Kattowitz.

Skript

Handschriftl. Tagebuch


Der 21. Tag im Keller. Das ist mein Kalender. Hier habe ich ein neues, anderes Leben begonnen. Und ich zähle die Tage, seit mich Frau Pańczyszynowa hergeführt hat, d.h. seit dem 8. November.

Heute ist also der 29. Im Nachbardorf haben die Deutschen die Juden, die sie aufgespürt haben, ermordet, und deshalb hat ein anderer Bauer die bei ihm versteckten 3 Juden aus Angst umgebracht. Die Sache ist herausgekommen, weil blutverschmiertes Werkzeug gefunden wurde usw. Genaueres weiß ich nicht, weil unsere Wirtsleute Angst davor haben, zu viel Interesse an dieser Sache zu zeigen. Kann man sich das vorstellen, ohne es gesehen zu haben, dass wir so ums Leben kommen? […]
10. Dezember. Ich habe nichts aufgeschrieben, war apathisch und hatte keine Lust; wir erhielten von Pańczyszynowa eine deutsche Zeitung zum Lesen und ein Gebetbuch für Igo. Die Zeitung habe ich von der ersten bis zur letzten Zeile gelesen. Die Lage sieht leider gut für die Deutschen aus. Ich verliere die Hoffnung und mein Mut sinkt immer weiter. […]
Angeblich gibt es in Lemberg und an anderen Orten Arbeitslager, in die sie unsere Juden bringen, aber niemand weiß etwas. Unser Wirt fährt manchmal in die Stadt, nach Kolomea, und erkundigt sich, aber aus dem, was erzählt wird, kann man nichts Sicheres schließen. Die Weihnachtsfeiertage stehen vor der Tür, im Dorf werden Vorbereitungen getroffen und auf der Straße geht es laut zu. Wir sind schon einen Monat hier. Ende 1941. Ich hatte nie Ahnung von Politik, aber jetzt mache ich mir darüber so meine Gedanken. Wie geht es weiter? Ob das mächtige Russland den Deutschen zu Fall bringt? Und Amerika? […]